Verfolgung im Nationalsozialismus

Ceija Stojka

Ceija Stojka

Ceija Stojka wurde am 25. Mai in Kraubath an der Mur in Steiermark in eine Lovara-Roma-Familie hineingeboren (Lovara = Pferdehändler-Tradition). Ihre Familie war als „Reisende“ unterwegs, weshalb sie keinen festen Wohnsitz hatte. Den Großteil ihrer Kindheit verbrachte sie aber in Wien, da es dort Rossmärkte gab. Sie war das fünfte von sechs Kindern, die alle unterwegs geboren wurden.Ceija wuchs in Armut auf und hatte keinen festen Wohnsitz.

Auch vor 1938 erlebten Roma Diskriminierung. 1936 wurde die „Zentralstelle zur Bekämpfung“ gegründet. Nach 1938 galten Roma als „rassisch minderwertig“ und unterlagen den Nürnberger Gesetzen. 1939/40 wurden Roma Kinder aus Schulen ausgeschlossen. Cejia musste deshalb ebenfalls die Schule verlassen. Ihre Familie wurde gezwungen, den Wohnort nicht zu verlassen. Taten sie das trotzdem drohte eine direkte Deportation in ein Konzentrationslager.

1941 wurde ihr Vater von der Gestapo verhaftet. Er wurde ins KZ Dachau gebracht und in die Tötungsanstalt Hartheim überstellt, wo er ermordet wurde. Im März 1943 wurde ihre Familie bei einer Razzia festgenommen. Sie wurden ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Der Transport erfolgte in einem Viehwaggon, ohne Wasser. Viele starben bereits auf der Fahrt. Ceija klammerte sich an ihre Mutter, erlebte massive Angst und körperliche Gewalt. Ihr Bruder Ossi starb 1944 an Fleckfieber. Ceija suchte ihn heimlich im Revier und deckte seine Leiche mit ihrem Hemd zu, wofür sie geschlagen wurde.

Es blieb allerdings nicht nur bei diesem Fall, sie wurde als Zehnjährige mehrmals geschlagen. Ihre Mutter riet ihr, ihr Alter als 16 anzugeben, um der Tötung zu entgehen und stattdessen für Zwangsarbeit ausgewählt zu werden. 1944 wurden Ceija, ihre Mutter und ihre Schwester ins KZ Ravensbrück verlegt, während ihre Brüder Karl und Johann ins KZ Buchenwald kamen und ihre Schwester Maria bereits vorher nach Ravensbrück deportiert worden war. Anfang 1945 wurden Ceija und ihre Mutter ins KZ Bergen-Belsen deportiert, wo sie am 15. April 1945 von britischen Soldaten befreit wurden.

Von 200 Familienmitgliedern überlebten nur sechs. Nach der Rückkehr nach Wien lebte die Familie zunächst in einer leerstehenden Wohnung, dann wieder nomadisch. Roma galten weiterhin als „asozial“, vielen wurde die KZ-Haft nicht geglaubt. Ceija erhielt erst spät gesellschaftliche Anerkennung als Zeitzeugin. Sie wurde lange ignoriert. Sie verarbeitete das Erlebte durch Malerei, Poesie und Vorträge und schrieb unter anderem das Gedicht:

"Auschwitz ist mein Mantel,
bergen-belsen mein Kleid
und Ravensbrück mein Unterhemd"
~ Ceija Stojka