Verfolgung im Nationalsozialismus

Willy Brandt

Willy Brandt Porträt

Willy Brandt bekämpfte schon als 17-jähriger, die tyrannische Partei der NSDAP. 1930 kritisierte er in der sozialistischen Arbeiterjugend (Jugendorganisation der SPD) die idealen der Nationalsozialisten. Im Oktober 1931 verlässt er die Partei, da sie zu wenig gegen die NSDAP machen. Danach schließt er sich der SAPD (Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands) an. Das Ziel der Partei war, dass sich Sozialdemokraten und Kommunisten zusammen schließen und gegen Hitler vorgehen.

Nach der Machtübernahme von Hitler am 30.01.1933, beginnt die SAPD damit sich zu wehren. Die Mitglieder der Partei riskieren Festnahmen und Gewalt durch die Gestapo. Im März 1933 beschließt die SAPD auf einem illegalen Parteitag in Dresden, sich zu verstecken und Auslandsstützpunkte aufzubauen. Wenige Wochen später reist Herbert Frahm, der sich den Decknamen Willy Brandt gegeben hat nach Norwegen, um dort im Auftrag seiner Partei eine Exilbasis aufzubauen.

1933 trifft Willy Brandt in Oslo (Norwegen) ein und wird von der norwegischen Arbeiterpartei dabei unterstützt Berichte zu verfassen, die vor den Folgen der NS-Diktatur warnen. Zusammen mit anderen deutschen Geflüchteten, wie zum Beispiel seiner Jugendliebe Gertrud Meyer organisiert er eine SAPD Gruppe im Exil, um illegales Informationsmaterial zu produzieren und schmuggelt es nach Deutschland. Außerdem engagiert er sich in Solidaritätskampagnen für politisch Verfolgte.

Zwischen 1933 und 1939 ist Brandt in ganz Europa unterwegs. Er besucht unter anderem Frankreich, die Niederlande, Spanien, Schweden und Großbritannien um an Treffen und Konferenzen von linkssozialistischen Organisationen teilzunehmen. Häufig ist er in Paris, wo er mit der SAPD Auslandszentrale unter der Leitung von Jacob Walcher zusammenarbeitet. Ein besonders gefährlicher Moment ist im Herbst 1936, als Brandt heimlich nach Berlin reist. Er gibt sich als norwegischen Student mit dem Namen „Gunnar Gaasland“ aus und trifft sich dort mit Mitgliedern der SAPD, die im Untergrund gegen die Nationalsozialisten arbeiten. 1937 reist er als Beobachter in das Republikanisch kontrollierte Barcelona während des Spanischen Bürgerkrieg.

1938 verliert Willy Brandt seine deutsche Staatsbürgerschaft. Dies war ein direkter Akt der Unterdrückung von dem NS-Regime. Trotzdem kämpft er weiter gegen den Faschismus und versucht, alle linken und fortschrittlichen Gruppen zu einer Volksfront gegen Hitler zu vereinen. Doch diese Hoffnung wird 1939 zerstört, als Stalin mit Hitler einen Nichtangriffspakt unterschreibt. Brandt ist wütend darüber und wirft der Sowjetunion vor, die internationale Arbeiterbewegung verraten zu haben. Als Deutschland 1940 Norwegen angreift, flieht Brandt nach Schweden. Auch dort bleibt er politisch aktiv, spricht mit Vertretern der Alliierten und denkt darüber nach, wie Deutschland und Europa nach dem Krieg demokratisch aufgebaut werden könnten. Als sich die SAPD während des Kriegs auflöst, tritt Brandt 1944 wieder in die SPD ein. Trotzdem glaubt er weiterhin an eine gemeinsame Partei für alle Arbeiter.

Er ist schockiert über die Verbrechen des NS-Regimes und hofft, dass es komplett besiegt wird. Aber er sagt auch, dass nicht alle Deutschen Nazis sind und dass es keine Kollektivschuld geben darf. Brandt hofft lange, dass es eine Revolution von innen gegen Hitler geben könnte, aber das passiert nicht. Auch das Attentat vom 20.7.1944 scheitert. Erst am 8.5.1945, als Deutschland kapituliert ist die nationalsozialistische Herrschaft endgültig vorbei.

„Die Disziplin des Dritten Reiches ist Kriechertum und keine Freiheit. Der Antisemitismus und die nationale Hetzpropaganda sind Beschränkung und keine geistige Weite. Der Faschismus ist geistige Sklaverei.“
~ Willy Brandt

Begriffserklärungen:

Volksfront: Ein Bündnis verschiedener linker Parteien und Organisationen (z. B. Sozialdemokraten, Kommunisten), die gemeinsam gegen Faschismus kämpfen.

Kollektivschuld: Die Vorstellung, dass ein ganzes Volk für die Verbrechen eines Staates verantwortlich ist. Brandt sprach sich dagegen aus.